Eine kurze Geschichte der Musik
Musik, d. h. die kontrollierte Erzeugung von Schall vermittels der menschlichen Stimme oder primitiver bis ausgefeilter Instrumente begleitet die Menschheit wohl seit Anbeginn ihrer Entstehung. Das älteste bekannte Musikinstrument ist eine Flöte, die aus der Speiche eines Gänsegeiers gefertigt wurde. Diese Flöte ist mehr als 35.000 Jahr alt und wurde im Jahr 2008 auf der Schwäbischen Alb entdeckt. Archäologische Funde von Musikinstrumenten (beispielsweise aus Grabbeigaben), Reliefs auf Steintafeln oder Rollsiegeln ebenso wie schriftliche Zeugnisse belegen, dass Musik in vorschriftlichen Zeiten und frühen Hochkulturen ein fester Bestandteil des menschlichen Lebens war. Musik hatte – wie der Tanz – seinen hauptsächlichen Platz im kultisch-rituellen Bereich, wurde aber wohl auch im privaten Alltagsleben der Menschen ausgeführt. Eine der ältesten Textstellen des Alten Testaments, das sogenannte Mirjamlied aus dem 2. Buch Mose (Ex 15,21) legt die Verwendung von Musik auch im kriegerischen Kontext nahe. Die Grundlagen der modernen Musiktheorie liegen in der griechischen Antike. Begriffe und Tonordnungskonzepte wie Harmonie, Tonleitern und Tonarten gehen auf antike Überlegungen zurück. Bekannt sind die griechischen Haupttonleitern (dorisch, phrygisch und lydisch), die mit den mittelalterlichen gleichnamigen Kirchentonarten (auch Modi genannt) allerdings nicht übereinstimmen. Für die Begriffsverwirrung ist der spätrömische Gelehrte Boethius verantwortlich, der die griechische Terminologie nicht eindeutig übersetzt und spätere Theoretiker so zum Irrtum verleitet hat. Wie die griechische Musik ist auch die mittelalterliche Musik weiterhin mathematisch geprägt und gehört neben Arithmetik, Geometrie und Astronomie zum sogenannten Quadrivium der Sieben freien Künste. Musik im modernen Sinne, als selbständige Kunstform und schöpferischer Akt eines Einzelnen bringt erst die Neuzeit, insbesondere die Epoche des Barock (etwa 1600-1750), in der die reine Instrumentalmusik zu einem ersten Höhepunkt geführt wird und die Oper als neue Kunstgattung entsteht. Lange nur auf Bach und Händel reduziert, wird heute der ganze Reichtum der Barockmusik durch die Verwendung historischer Instrumente und Spieltechniken wiederentdeckt. Auf die Klassik (etwa 1730-1830) mit ihrem Dreigestirn Haydn, Mozart und Beethoven folgt die Epoche der Romantik (19. Jahrhundert), in der die klassischen Formen nach und nach aufgelöst werden, Klang und melodischer Einfall die Vorherrschaft gegenüber Form und Kontrapunktik einnehmen und die Harmonik kühner wird, bis sie schließlich in die Atonalität der Moderne mündet. |